Iris „Leseleckerbissen“ im März ist
„Vogel ist tot“
Herzlichen Glückwunsch, Tiny Fisscher, Herma Starreveld, Nicola T Stuart und dem Jacobi & Stuart Verlag!
Jeden pro Monat prämiert jede von uns ein besonders herausragendes Buch mit dem „Leseleckerbissen“ – einer kleinen Auszeichnung, mit der wir nicht nur unsere Leser*innen, sondern auch die Autor*innen und Illustrator*innen sowie Verlage überraschen möchten. Und übrigens auch uns gegenseitig, denn keiner von uns beiden weiß vorab etwas von dem wunderbaren Buch, dass die andere sich als Leseleckerbissen des Monats ausgesucht hat.
Mein Leseleckerbissen für den März ist zugleich meine erste Rezension, die ich für die AJuM (Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien) schreiben durfte: ein thematisch wertvolles und künstlerisch starkes Bilderbuch.
Bilderbücher, die sich mit Verlust, Tod und Trauer beschäftigen, scheinen unterbesetzt oder gar vernachlässigt und werden zumeist erst dann herangezogen, wenn ein Trauerfall eingetreten ist. Warum sprechen wir nicht zu Lebzeiten über den Tod und die damit verbundenen Gefühle? “Vogel ist tot” reicht uns den Flügel, um in das Thema einzusteigen.
„Vogel ist tot“ von Tiny Fisscher und Herma Starreveld. Aus dem niederländischen von Nicola T Stuart. Erschienen 2023 bei Jacoby Stuart. 32 S., ab 4 Jahren.
Hervorragend geeignet für das dialogische Vorlesen.
Verschiedene Vögel stehen hier stellvertretend für ein Todesopfer sowie die Trauernden. Die einen standen dem Verstorbenen nahe, die anderen hatten kaum eine Verbindung zu ihm, oder es fehlte gänzlich an Sympathie für den Verstorbenen. Doch eines verbindet sie alle – der Tote lebt durch ihre Gespräche und Fragen und Antworten in ihren Erinnerungen, Hoffnungen oder Wünschen weiter.
Bereits das Cover holt uns mit Spannung und Neugierde ab. Es ist Tag, die Sonne steht am Himmel. Ein lebender Vogel blickt auf einen leblosen Vogel. Der Titel sagt wie es ist: “Vogel ist tot.” Mehr und mehr Vögel kommen hinzu und schauen auf den Toten herab. Spannung kommt auf, denn mit jedem neuen Vogel kommen neue Ideen, Fragen oder Aussagen dazu. Letztendlich rätseln sie alle über das Leben, den Tod und den Verstorbenen wie wir – das Publikum. Fragen zu stellen und es nicht ganz greifen oder verstehen zu können, scheint also nichts Ungewöhnliches zu sein.
Auch negative Gefühle und Streit kommen auf – wer darf ihn beerdigen?
Der Tag neigt sich dem Ende. So wie das Leben des Vogels ein Ende fand. Die Dämmerung bricht an und schließlich raufen sich die gefiederten Freundinnen und Freunde zusammen, beerdigen ihn und sitzen im Mondschein und Laternenlicht zusammen bei Tee, Würmern und auch Kuchen. Denn sie finden, “zusammen weinen ist sowieso besser”.
Das Bilderbuch schenkt uns die Möglichkeit, ein Gespräch nicht erst dann zu eröffnen, wenn der Tod ins Leben tritt, sondern bereits vorher, um zu verstehen, dass alles einen Anfang und ein Ende besitzt – der tote Käfer im Gras genauso wie der Vogel, der gegen die Fensterscheibe flog und den Aufprall nicht überlebte. Diese Lebewesen “schlafen” nicht. Sie liegen leblos da und haben ihre Augen geschlossen, weil ihr Leben beendet ist und ihre Seele nun davon fliegen kann. Erwachsenen fehlen in diesen Situationen häufig die Worte. Umso besser, wenn es Bilderbücher wie dieses gibt, die uns fabelhafte Illustrationen und tröstende Worte schenken.
Ein künstlerisch starkes Bilderbuch
Die collageartige Darstellung kann genutzt werden, um sich mit der Gegenüberstellung von Leben und Tod auseinander zu setzen. Wie könnte ein lebender Vogel aussehen und wie ein toter? Mit verschiedenen Materialen wie Papier, Karton, Federn oder Draht kann experimentiert werden, um sich durch eine kreative Vermittlung mit dem Thema Verlust, Tod und Trauer auseinanderzusetzen.
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Rezensionsexemplar, Danke Jacoby & Stuart sowie AJuM – Werbung (Markennennung), unbezahlt und unbeauftragt
