Der Wolf im Nachthemd

Eine gekonnte Parodie, die sich der Wolf nun mal gefallen lassen muss. Im dritten Teil der „Wolf Bilderbücher“ von Mario Ramos kommt er wieder nicht so groß oder schön oder böse heraus, wie er das vielleicht gerne hätte, der Herr Wolf.

„Der Wolf im Nachthemd“ von Mario Ramos, aus dem Französischen von Markus Weber. Erschienen 2012 im Moritz Verlag. 48 S., ab 4 Jahre.

Vor allen Dingen das Element der Fragen wird in dieser Parodie gekonnt aufgegriffen und auf die Spitze getrieben. Es ist nicht das Rotkäppchen, das mit ängstlicher Stimme die angsteinflösende „Großmutter“ fragt. Nein, in dieser Neuinterpretation sind es verschiedene Protagonisten, die dem Wolf im Nachthemd begegnen und ihn wahrlich für die Großmutter halten. Fragen nach dem Weg oder nach einem verlorenen Gegenstand muss er sich daher wohl gefallen lassen. Es treten in diesen Fragespielen jede Menge Querverbindungen zu anderen Geschichten auf. So drängeln sich völlig selbstverständlich die sieben Zwerge durchs Bild und stehlen dem Wolf die Show.

Letztendlich muss er sich in dieser Geschichte ganz einfach damit abfinden, dass sein Plan nun einfach mal nicht aufgeht und zugleich einsehen, dass ein Nachthemd noch lange keinen Großmutter-Wolf macht.

Gerade dieser Verkleidungs- und Verwechslungsmoment bringt Kinder zum Lachen, er regt die Phantasie an und kann Ängste im Umgang mit dem Bösen positiv begleiten. Am Ende ist nun der vermeintlich Starke der Schwache und braucht Hilfe. Auch dies ist eine schöne Botschaft, die wir völlig ohne Worte so stehen lassen können.

Alleine schon beim Cover erkennen wir, dass hier etwas nicht stimmen kann. Die Geschichte verspricht uns Spannung, denn Herr Wolf schaut doch irgendwie ziemlich verdattert drein. Der besondere Illustrationsstil von Ramos packt uns sofort, denn mit jedem Umblättern erwartet uns eine neue Waldszene auf einer Doppelseite. Diese wird dabei von klugen und witzigen Textstellen ganz unaufdringlich ergänzt.

Einen Überraschungsmoment gab es beim Vorlesen. Der Jäger verliert etwas und auf den folgenden Seiten bietet sich Suchbild-Spaß. Das Vorlesekind hat’s entdeckt. Solche Momente beim Vorlesen lassen mein Herz hüpfen.

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Danke an Moritzverlag für das Rezensionsexemplar und diesen neu interpretierten Klassiker.

Rezensionsexemplar – Werbung (Markennennung), unbezahlt

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