Steffis „Leseleckerbissen“ im September ist
„Ganz oben fliegt Lili„
Herzlichen Glückwunsch, Julia Willmann und Alexandra Junge sowie dem Peter Hammer Verlag!
Jeden pro Monat prämiert jede von uns ein besonders herausragendes Buch mit dem „Leseleckerbissen“ – einer kleinen Auszeichnung, mit der wir nicht nur unsere Leser*innen, sondern auch die Autor*innen und Illustrator*innen sowie Verlage überraschen möchten. Und übrigens auch uns gegenseitig, denn keiner von uns beiden weiß vorab etwas von dem wunderbaren Buch, dass die andere sich als Leseleckerbissen des Monats ausgesucht hat.
Mein Leseleckerbissen im September ist ein Buch, von dem ich es selbst nicht erwartet hätte:
„Ganz oben fliegt Lili“ von Julia Willmann und Alexandra Junge (Illustrationen). Erschienen 2023 im Peter Hammer Verlag. 144 S., ab 8 Jahren.
Ganz ehrlich: Eine Schwebfliege als Protagonistin eines Kinderbuches?! Das was für mich, aber auch viele Kinder, die ich kenne, zuerst mal ungewöhnlich. Und für mich persönlich auch wenig ansprechend. Was soll an ihr auch spannend sein? Welche Abenteuer sollte sie wohl erleben, die nicht schon die weltberühmte Biene Maja erlebt hat? Weshalb ein Buch über und mit einer Schwebfliege lesen, wenn Insekten sowieso nicht zu meinen liebsten Hausbewohner*innen gehören?
Ein Kinderroman über eine Schwebfliege? Wirklich? Oh ja… und was für eines!
Doch dann hörte ich von der Schwebfliege Lili. Oder besser „Ii“, denn beim Versuch direkt nach dem Schlüpfen in einem Zimmer nach draußen zu gelangen, stößt sich die Haupfigur dieses wunderbaren Kinderromans so sehr den Kopf, dass sie fortan kein „L“ mehr sprechen und sich deshalb nur noch „k*eine F*iege I*i*“ nennen kann.
Mit diesem „Sprachfehler“ hat mich „Ii“ tatsächlich voll gepackt. Doch dieser reizende Sprachfehler ist nicht alles, was “Ii” in petto hat: Voller Lebenslust und Mut wagt sie sich, getrieben durch ihr kleines Fliegenherz, dass vor Sehnsucht nach den Bergen überquillt, raus, auf den Weg in die weite Welt, in der es für sie so vieles zu entdecken, staunen und lernen gibt.
Auf ihrem ereignisreichen Weg in der für eine Schwebefliege so großen Welt trifft “Ii” nicht nur Tiere, die ihr ähnlich sehen – Bienen, Wespen und Hummeln – sondern auch jede Menge Käfer, Spinnen, Kakerlaken, Fliegen, Schmetterlinge und Maulwürfe. Und lernt nicht nur neue Freunde und die Welt besser kennen, sondern auch sich selbst.
Lili oder besser gesagt „Ii“ ist etwas ganz Besonderes – nicht nur wegen ihres Sprachfehlers!
Warum dieses Buch ein Leseleckerbissen für mich ist?
“Ii” ist klein, schlau und so mutig. Sie lässt ihr Herz entscheiden und sprechen und trifft dabei immer – obwohl sie “nur” eine Schwebefliege ist – einen durch und durch gütigen Ton voller Wärme, Hilfsbereitschaft, aber immer mit einer großen Portion Neugier und Freude. Was nicht heißt, dass sie nicht auch mal ängstlich, wütend, einsam, verzweifelt ist. Mit ihrer ganzen Gefühlswelt, mit all ihren Erlebnissen berührt sie dabei auch das Herz der Leser_innen und Zuhörer_innen. Eine wunderbare Protagonistin mit einem einmalig sympathischen Sprachfehler. Wie schön, dass niemand perfekt sein muss, sondern durch seine vielen verschiedenen Eigenschaften zu etwas ganz Besonderem wird!
Was ich und die Kinder, mit denen ich dieses Buch gelesen habe, alles über Schwebfliegen und andere – bei mir so unliebsame – Insekten gelernt haben, ist wirklich beeindruckend. Darüber, wie sie leben, was sie brauchen und dass sie einzigartige, faszinierende Lebewesen sind. Dass sie, einfach weil sie so wie wir auf dieser Erde leben, natürlich dieselbe Daseinsberechtigung haben und wir Menschen weder das Recht haben, Insekten einfach so zu töten (weil sie uns stören) noch ihren Lebensraum zu zerstören (weil wir es können). Ich kann nur hoffen, dass es allen anderen beim Lesen genauso geht.
Ein einfühlsames Buch über eine tolle Protagonistin und die große Vielfalt der Insektenwelt.
Der Sprach- und Erzählstil hat das Potenzial, den Lesenden komplett in seinen Bann zu ziehen: Man wird durch die stimmungsvollen und bildreichen Beschreibungen der Natur und “Ii”s Gefühlen so sehr mitgerissen, dass man voller Begeisterung zurückbleibt. Man fühlt mit, kann sich in die reiche Natur und “Ii”s Erlebnisse hineinversetzen, die jeweilige Atmosphäre nachempfinden und wird selbst von Abenteuerlust und Reisesehnsucht gepackt. Das schafft wahrlich nicht jedes Buch!
“Ii”s Lebensklugheit und Ehrlichkeit ist, trotz oder gerade wegen ihrer Unbedarftheit und Naivität, so bestechend, dass man sich gerne ein Stückchen davon abschneiden möchte und kleine und große Leser*innen somit ganz viel von “Ii” lernen können!
“Ganz oben fliegt Lili” habe ich übrigens auf einer Online-Veranstaltung des Michaelsbund entdeckt – ein herzliches Dank an euch, lieber Michaelsbund, auch für das spannende Interview mit Julia Willmann!
Unbedingt lesen – den bildgewaltigen Natur- und Gefühlsbeschreibungen kann man sich nicht entziehen!
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Vielen Dank, lieber Peter Hammer Verlag, für dieses beeindruckende Rezensionsexemplar – Werbung (Markennennung), unbezahlt und unbeauftragt
