In einer weißen Winternacht

Ein Buch wie ein schöner Traum – anmutig, verzaubernd, traumhaft schön. ‌In einem perfekten Zusammenspiel von Wort und Bild werden wir in eine faszinierende Winternacht entführt, in der scheinbar nichts Spektakuläres passiert und uns doch jede Menge Wunder vor Augen geführt werden.

“In einer weißen Winternacht” von Jean E. Pendziwol und Isabelle Arsenault (Illustrationen), übersetzt aus dem Englischen von Brigitte Elbe. Erschienen 2017 im Verlag Freies Geistesleben. 36 S., ab 5 Jahren.

Wunder, die einem kleinen Jungen von dem unbekannten Ich-Erzähler geschenkt werden, der uns durch die Geschichte führt. Zart und voller Gefühl erzählt er uns von einem Bild, dass er für das Kind malt, während es schläft – und dabei spricht der Ich-Erzähler dieses Kind mit „du“ an. Er scheint eine vertraute, liebevolle Beziehung zu dem kindlichen Protagonisten in den federweichen Bettdecken zu haben. Gleichzeitig bekommt man das Gefühl, das der Ich-Erzähler die Leser*innen und Vorlesenden individuell anspricht und die lyrischen Texte und verträumten Bildern jedem ganz persönlich widmet.

In verdichteter Form wird uns von einer Winternacht erzählt, in der ganz leise und sacht, Schneeflocken die Erde bedecken und sie „einhüllen“. So entsteht eine geborgene, gleichzeitig geheimnisvolle Atmosphäre, in der jede Kleinigkeit etwas ganz Besonderes ist: Die Flocken, die als blitzende weiße Stipse vom Nachthimmel schweben, der sachte Wind, der die weißgepuderten Zweige berührt, Rehe und eine Eule, Hasen und der Fuchs, die durch die Winterwelt streifen und die Nacht durch ihre Anwesenheit zu einer Außergewöhnlichen machen.

Sowohl der poetische Text als auch die verträumten Illustrationen in überwiegend schwarz-weißen Schattierungen, in der Farbe nur reduziert und sehr akzentuiert eingesetzt wurde und so den Blick lenkt, malen auf leicht-verspielte und in dieser Leichtigkeit sehr intensive Weise im wahrsten Sinne das Bild einer Winternacht, von dem man sich fragt, ob es einem Traum entspringt.

Hier wird kleinen Augenblicken ganz viel Beachtung geschenkt.

Der Fokus liegt auf der Schönheit der Natur, den kleinen besonderen Details und dem Wunder, das in einer Winternacht passiert, wenn sich Schnee und Eis über die schlafende Landschaft legen und man beim Aufwachen am nächsten Morgen wie verzaubert von der stillen und dennoch überwältigenden Stimmung ist, die über Nacht entstanden ist.

Die Geschichte verrät uns nicht, wer der Ich-Erzähler ist, der dem Kind die besondere Zauberwelt schenkt. Man kann Vermutungen anstellen: Ist es die Natur selbst, eine höhere, vielleicht göttliche, Macht oder ein magisches Wesen? Wer nach der letzten Seite die Widmung liest, wird annehmen dürfen, dass dieses besondere Buch, das sich so gut als Winterbuch oder Gute-Nacht-Geschichte eignet, auch eine tröstende Absicht hat. Ein Trost für alle, die einen geliebten Menschen verloren haben, denn die Geschichte ist den Nichten und Neffen der Autorin gewidmet, in Gedenken an ihre verstorbene Mutter, der Schwester der Autorin.

Hier wird voller Anmut von einer verträumten Winternacht erzählt.

Einer Mutter, die ihre Kinder nicht mehr abends ins Bett bringen oder morgens wecken kann, die ihnen aber über Nacht das Wunder einer magischen Winternacht schenken und ihnen damit zeigen kann, wie wichtig sie ihr, wie besonders sie sind und das sie niemals alleine sind – sie sind immer umgeben von den Bildern, die die Mutter ihren Kindern malt, sowie den großen und kleinen Wundern, die sie ihnen mit und in der Natur schenkt. Was für ein schöner Gedanke und beruhigender Trost! Und wer weiß, ob nicht die Menschen, die man selbst vermisst, einem solche Bilder malen oder so bezaubernde Geschenke machen, wie sie auch dem kleinen Junge in der Geschichte gemacht wurden? Vielleicht sehen, spüren wir sie nur nicht…

Dieses Buch strahlt ein unglaubliche Ruhe aus und hüllt uns beim Lesen und Anschauen in eine liebevolle sowie märchenhafte Atmosphäre. Wir können die Magie des Winters, den eingefangenen Zauber der verschneiten Nacht, die Zuneigung in den Worte förmlich spüren. Zusammen mit den Illustrationen, die uns die Schönheiten der nächtlichen Welt zeigen, ist den Macherinnen ein berückendes Bilderbuch gelungen, das zum Entspannen und Träumen einlädt. Und dazu, wieder den Blick auf kleine Wunder und große Kleinigkeiten um uns herum und in der Natur zu lenken. Ein wirklich wundervolles und künstlerisches Juwel.

Unaufgeregt und entspannt lädt dieses Buch zum Schauen und Staunen ein.

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Vielen Dank, lieber Verlag Freies Geistesleben, für dieses coole Rezensionsexemplar – Werbung (Markennennung), unbezahlt und unbeauftragt

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