Die Entwicklung der Figuren, die Kraft des Wolfes und die teils philosophischen Dialoge (zeitweise mit bestem Humor gespickt) überzeugen und machen den Roman zu einer Lektüre für jedes Klassenzimmer. Vielleicht sogar mehr denn je, da sich viele im neuen Schuljahr noch intensiver mit Demokratie und zugehörigen Werten auseinandersetzen werden.
„Wolf“ von Saša Stanišić, Regina Kehn (Illustrationen). Erschienen 2023 bei Carlsen Verlag. 192 S., ab 11 Jahren.
Der im Carlsen Verlag erschienene und für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2024 nominierte Jugendroman „Wolf“ von Saša Stanišić mit Illustrationen von Regina Kehn hinterlässt einen klaren Leseeindruck bei mir:
DIE Klassenlektüre für 5.-6. Klassen.


Es geht um die Themen Anderssein, zum Anderssein gemacht werden, Ausgrenzung, Mobbing, Gruppendynamik, Verantwortung, Mitgefühl, Respekt, Mut, Freiheit, Selbstbestimmung und Freundschaft. Diese Liste könnte ich noch ewig fortführen. Gleichzeitig wird alles nicht oberflächlich und klischeehaft besprochen, sondern aus der Sicht des männlichen Ich-Erzählers mit humorvollen und tiefen Passagen gefüllt.
Spannend, mitreißend und emotional erzählt.
Wir werden zu Begleitern und Beobachtern dieser nah an der Realität erzählten Geschichte. Durch die direkte Ansprache stellen wir uns vor, dass wir mit auf ein Ferienlager fahren müssen, da die alleinerziehende Mutter das für eine gute Idee hält, um so alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen.


Schnell wird klar, dass das Betreuerteam und die Jugendlichen eine intensive Zeit mit mal mehr, mal weniger Begeisterung im Wald erleben werden, voller Wanderungen, gemeinsamer Lagerfeuerstunden, Bastelsessions oder Kletterabenteuern. Die Mücken stechen und die Albträume werden mehr. Unser Protagonist wird immer wieder Zeuge, wie Jörg, einer am Rande der Gruppe, mit dem er sich eine Hütte teilt und den er zunehmend gut leiden kann, immer wieder verfolgt und in gefährliche Situationen gebracht wird. Die Betreuer:innen intervenieren zunächst wenig und die anderen Jugendlichen bleiben passiv.
Mobbing nährt sich von Passivität.
Das Nichthandeln und Zuschauen bringt den Wolf auf die Waldbühne – ein mögliches Symbol für Kontrollverlust, Unsicherheit und Angst, aber auch für wachsenden Mut, um sich den Tätern in den Weg zu stellen oder wie die Betreuer:innen sowohl Täter als auch Opfer empfehlen: Sich von einander fern zu halten. Der gut lesbare Text wird immer wieder von starken gelb-schwarzen Illustrationen unterstützt, während die Bedeutung der Farbe Gelb immer wieder Freude und Hoffnung mitschwingen lässt in der Dunkelheit des Waldes.
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Danke Carlsen Verlag für das Rezensionsexemplar – Werbung (Markennennung), unbezahlt und unbeauftragt