Mit Clara sind wir sechs

Ein Kinderbuchklassiker vom mehrfach ausgezeichneten Kinderbuchautor Peter Härtling (1933 – 2017), der bis heute nicht an Bedeutung verloren hat. Denn auch heute bringt uns der chaotische Alltag in der Familie zum Verzweifeln. Und manchmal sehen wir uns mit schwierigen Situationen und schlimmen Nachrichten konfrontiert. Themen, die auch Kinder beschäftigen, und die in diesem Buch sowohl heiter als auch ernst angesprochen werden, ohne dabei zu dramatisch zu werden.

„Mit Clara sind wir sechs. Von den Scheurers, die sich alle Mühe geben, eine Familie zu sein“ von Peter Härtling, mit Illustrationen von Peter Knorr, erschienen 1991 im Beltz & Gelberg Verlag, 150 S., empfohlen ab 10 Jahren.

Mama Lene, Papa Stefan, Philipp, Therese und Paul, den alle Dök nennen, sind die Familie Scheurer – eine Familie, die sich nicht nur Mühe gibt, „eine Familie zu sein“, sondern eine Familie ist, wie jeder sie als Nachbarn haben könnte: ein bisschen chaotisch, ein bisschen laut, ein bisschen bunt, jeder mit seinen ganz persönlichen Eigenarten und Problemen, aber auf jeden Fall sehr sympathisch und authentisch.

Die Geschichte beschreibt die kleinen Alltagsproblemchen und mittelgroßen Schwierigkeiten, die es in einer Familie gibt. Oder die entstehen können, wenn bald ein weiteres Familienmitglied dazu kommt. Denn Mama Lene ist schwanger und erwartet das vierte Kind. In diesen gewöhnlichen Alltag hinein wird die Familie mit einer verändernden Nachricht konfrontiert: Mama Lene hat eine Krankheit, die für das Baby gefährlich werden kann. Und schon ist alles anders. Denn der Umgang mit der dramatischen Neuigkeit und die folgende Ungewissheit beschäftigt die Scheurers ebenso wie der holprige Start in ein Leben zu sechst.

Die Geschichte lebt nicht nur von dieser dramatischen Entwicklung, sondern auch durch die in ihren Eigenheiten klar gezeichneten Charaktere. Die Beschreibung ihrer Gedanken und Emotionen, die sie in den verschiedenen Situationen und konfrontiert durch ihre Probleme haben, gewinnen die Personen nochmals an Schärfe.

Sie wirken nie übertrieben, sondern authentisch und liebenswert, woraus der besondere Reiz dieser Geschichte besteht: Wie können die unterschiedlichen Persönlichkeiten, ihre positiven und negative Eigenschaften, ihre liebenswerten Macken und nervige Ticks zu einem Ganzen, einer Familie werden? Wie kann jeder darin seinen ganz eigenen Platz zu finden und wie kann dieses Gefüge durch eine dramatische Nachricht oder Veränderung den Zusammenhalt beibehalten?

Peter Härtling erzählt auf unaufgeregte, gefühlvolle Weise genau davon und schafft es ein ernstes Thema, nämlich die Belastung in einer Familie durch ein gesundheitliches Problem, durch leise Töne, lustige Anekdoten und einen leicht zu lesenden Sprachstil ins Zentrum einer Geschichte zu rücken, die von einer durchschnittlichen Familie handelt, die trotzdem etwas ganz Besonderes ist.

Der Kinderroman, in dem sich jedes Kind ein Stück selber finden kann, zeigt auf heitere, aber ebenso ernste Weise, dass der normale Alltag eine Herausforderung für eine Familie sein, aber diese auch mit echten Schwierigkeiten konfrontiert werden kann. Und die trotz oder gerade deswegen weder ihren liebevollen Umgang miteinander noch den Humor verliert.

(Rezension, selbst gekauft – Werbung, da Markennennung)

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