Füchslein in der Kiste

Verlust: Bücherdrei – ein Thema, drei Bücher

Unser Bücherdrei zum Thema „Verlust“ startet mit einem Buch zum Vorlesen für kleinere Kinder:

Das Bilderbuch „Füchslein in der Kiste“ handelt von einem Fuchs, der sich aufmacht und ein Plätzchen für seine letzten Tage sucht. Im Gepäck hat er einen Holzsarg, das im Titel benannte Kistchen, sowie einen Vorrat an Tomatensuppe in Dosen. Dieser Vorrat neigt sich dem Ende und somit sind auch die Tage des Füchsleins auf Erden gezählt. Diese Tage begeht er jedoch nicht alleine. Gleich zu Beginn wird sein Auftritt von einer kleinen Gruppe Kaninchen ängstlich und skeptisch beäugt. Eines dieser Kaninchen lässt sich hingegen von seiner Neugierde und seinem Urvertrauen leiten und sucht die Nähe zu diesem Füchslein. Das weiße Kaninchen schafft eine Verbindung, die alle bereit sind einzugehen, denn wie sich herausstellt, hat der Fuchs keine Zähne mehr, um Kaninchen zu verspeisen. Tomatensuppe ist nämlich sein täglich Brot. Gemeinsame erste und zugleich letzte Erlebnisse prägen die gezeigten Szenen und laden die noch so junge Freundschaft der Tiere mit Freude und Traurigkeit auf. Die Kaninchen zeigen uns, was Trauer und Erinnerung bedeuten, während der Fuchs den Abschied und das Sterben verdeutlicht.

„Füchslein in der Kiste“ von Antje Damm. Erschienen 2020 im Moritz Verlag. 32 S., ab 5-7 Jahre (persönliche Erfahrung: bereits ab 4 Jahren geeignet im Vorlesen mit Dialog).

Die Besonderheit an diesem Bilderbuch ist eindeutig der Modellbau von Antje Damm, den sie aus ihrer Arbeit als Architektin verinnerlicht hat und mit ihrem Talent für Geschichten und Zeichnungen verbindet.

Im Rahmen der Bildinterpretation fällt auf, dass alles – sowohl Cover als auch alle Innenseiten – ausschließlich auf die Fotografien des Modells zurückgreift. Um die Unterschiede der szenischen, fast theaterartigen Erzählung herausarbeiten zu können, verwendet Antje Damm unterschiedliches Licht für die Beleuchtung der einzelnen Szenen. Die abwechselnd helle und dunkle Ausleuchtung der Kulisse signalisiert den Lauf der Zeit über gemeinsame Tage und Nächte. Jede Szene ist letztendlich ein Foto der Kulisse, welche den Wald als letzte Ruhestätte zeigt mitsamt aller Charaktere und dem Sarg als zentralem Element.

Die Bildfläche ist abfallend gestaltet. Durch diese vollflächige Darstellung ermöglicht sich fast automatisch eine „silent book“ anmutende dialogische Vorlesesituation. Dabei berücksichtig jede Doppelseite die Herausforderung der Falz, um die Szene nicht zu zerstören. Schaut man sich die bildnerischen Gestaltungselemente dabei einmal genauer an, so fällt auf, dass das mutigste Tier als weißes Kaninchen gezeigt wird, um den Kontrast hierbei möglichst stark zu wählen und es als besonderes Tier der Gruppe herauszustellen. Betrachtet man die Nähe der „Gegenstände“ zueinander, so erkennt man eine Änderung, die sich bildlich vollzieht und die Erzählung unterstützt: die Kaninchen nähern sich dem Fuchs, dieser wiederum nähert sich dem Sterben und alle nähern sich nach glücklichen Stunden dem traurigen Abschied.

Das Zusammenspiel von Bild und Text ist parallel/symmetrisch. Der Text ist zurückhaltend ergänzt und befindet sich zumeist am oberen oder unteren Textrand in einem hellen, detaillosen Bereich, um gut lesbar zu sein. Im Text selbst wird auch ein bekanntes Kinderlied aufgegriffen, was wiederum etwas Vertrautes in diese für viele Kinder vermutlich noch sehr fremde Erfahrung legt.

„An einem Abend im Herbst rief der Fuchs die Kaninchen zu sich und sagte: ‚Ich bin so müde. Bald werde ich gehen.‘ ‚Wohin denn?‘, fragte das weiße Kaninchen. ‚Das weiß ich nicht‘, flüsterte der Fuchs, ‚aber bestimmt wird es dort schön sein. Denkt an mich, dann bin ich nicht allein.‘“

„Füchslein in der Kiste“

In diesem wie auch in anderen Werken behält Antje Damm als Erzählerin das kindliche Begreifen im Fokus und wirkt niemals belehrend. Das Buch drängt keine Botschaft auf und doch erschließt sich auf sanfte, ruhige, unaufgeregte Weise, was der Tod für den Sterbenden und für die Hinterbliebenen bedeuten kann. Der Sarg mitsamt seinem Inhalt könnte interpretiert werden als ein Symbol für den Übergang. Übergänge sind geprägt von Situationen, in denen Menschen ein bestimmtes Verhalten und Wissen erlernen. Gerade Kinder profitieren in ihrer Entwicklung von dieser bildlichen Darstellung des Übergangs zwischen Leben und Tod, der mit liebenswerten und interessanten Tieren nacherzählt wird.

Warum hat uns dieses Bilderbuch überzeugt?

  • Wunderschön und liebenswert illustriert
  • Sanfter, sensibler Einstieg in das Thema Tod, Trauer und Verlust für die Kleinsten

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Weitere Empfehlungen zum Thema Verlust:

„Was mach ich nur mit meiner Trauer?“ – das Kindersachbuch zum Vor- und Selberlesen für größere Kinder.

„Der große schwarze Vogel“ – das Jugendbuch für Kinder ab 12 Jahre und Erwachsene.

Zu unserem Monatsthema stellen wir euch unser Bücherdrei vor – ein Bilderbuch, ein Kinderbuch und ein Jugendbuch, dieses Mal zum Thema „Verlust, Tod und Trauer“.

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