Heute habe ich ein besonderes Jugendbuch im Gepäck – eines, dass nicht ganz so gewöhnlich ist und genau dadurch besticht. Eines, dass uns in eine ganz andere Zeit katapultiert und uns nicht nur entlang eines Gewässers führt, sondern auch das Gewässer selbst erzählen lässt:
„Flussabwärts nach Amerika“ von Petra Postert. Erschienen 2023 im Tulipan Verlag. 256 S., ab 12 Jahre.
Wir befinden uns im Jahr 1790 in einem kleinen, ärmlichen Dorf am Nebenfluss des Rheins. Jacob, das Ziehkind eines Fischers und deshalb ohne berufliche Zukunftsperspektive, gerät durch ein Missgeschick in eine beinahe aussichtslose Lage: Er verliert einen der wichtigsten Schlüssel der Fischereizunft, zu der sein Ziehvater gehört. Ihm, einem unehelichen Kind, das am Flussufer gefunden wurde, wird niemand glauben, dass er den Schlüssel nicht mit Absicht verloren hat.
Eine Reise, die mit einem großen Unglück und einem Abschied vom Vertrautem beginnt.
Seine Furcht, als Dieb bezeichnet und verurteilt zu werden, ist so groß, dass er schließlich mit einem Schwein und seinem Fischerkahn auf dem Fluss flüchtet. Sein Ziel: Amerika, wo sein Bruder Georg, dem er sehr nahestand, sich laut eines Briefes schon vor Jahren ein neues Leben aufgebaut hat – gegen den Willen des Vaters.
Sein Schwein ist zunächst sein einziger Reisebegleiter, das ihm Trost schenkt bei seiner waghalsigen Reise und all den Gefühlen, die ihn übermannen: Angst, Heimweh, Hoffnungslosigkeit, Hunger und Reisemut. Doch schon bald trifft er auf Amie, ein Mädchen, dass in einer Bande von Gaunern lebt und schon zur Beginn der Geschichte einer wichtige Rolle spielt. Sie schließt sich Jacob an und kämpft mit ihm zusammen immer wieder ums Überleben, so dass die beiden zusammen mit ihrem treuen Schwein entlang des Flusses viele Abenteuer erleben.
Von der Hoffnung auf ein neues Leben in Amerika.
Ob die beiden Amerika erreichen? Das möchte ich nicht verraten, denn das Ende ist überraschend schön, schwermütig und zeigt gleichzeitig, wie Jacob, das Findelkind, durch sein Leben am Fluss und seine Reise entlang des Rheins eine ganz besondere Beziehung mit dem Gewässer eingeht.
In einem ständigen Perspektivwechsel wird die in 5 Abschnitte eingeteilte Geschichte abwechselnd von Jacob und dem Fluss erzählt. Aus einer alten, weisen Perspektive heraus blickt der Fluss oftmals auf Episoden aus der Vergangenheit – er hat schon so viel gesehen und erlebt – oder von Jacobs Reise, die er begleitet und davon berichtet.
Ein ruhiges Buch, das trotz seiner gelegentlichen Längen keine Langweile verspüren lässt, sondern uns in eine ganz besondere Zeit, auf eine ganz besondere Reise, zu besonderen Charakteren und einer besonderen Lebensgeschichte mitnimmt, die durch eine intensive Verbindung zum Wasser gekennzeichnet ist.
Ein historischer Roman über die Flucht auf dem Wasser.
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Vielen Dank, lieber Tulipan Verlag, für dieses besondere Rezensionsexemplar – Werbung (Markennennung), unbezahlt und unbeauftragt