Der Buch Talk mit Antje Damm

Ein Bilderbuch im Karton, eine liebevolle Kulisse mit zarten, bunten Details – bereit fotografiert zu werden. Antje Damm erweckt diese kleinen Kinderwelten zum Leben. Daneben tummeln sich neuerdings kleinste Streichholzschachtelkunst und Holzvögel. Was hat es mit all dem auf sich? Wir haben genauer nachgefragt.

Von der Architektin zur Kinderbuchautorin – wie kam das?

Der Modellbau hat mir schon immer viel Spaß gemacht. Sei es als wichtiger Grundstein im Studium oder später als Architektin. Als ich Mama wurde, veränderte sich mein Fokus: Große Projekte fielen erst einmal weg und ich fand zurück zum Zeichnen, was ich als Kind schon sehr liebte. Eines Tages kam eine Bekannte auf mich zu und ermutigte mich, meine Buchideen an einen Verlag zu schicken. Plötzlich hatte ich einen Auftrag und das erste Buch entstand. Eine zeitlang machte ich beides parallel – Architektin und Autorin. Das war durchaus fordernd und so entschied ich mich für eines von beiden. So entstanden verschiedene Bücher mit Fragen an Kinder, die zum Gespräch anregen sollen z.B. zum Thema Zeit, dem Nichts, Lüge und Wahrheit oder der Natur. 2015 brachte ich dann mit meinem Buch „Der Besuch“ das erste Modell auf die Kinderbuchbühne. Ich hatte einfach große Lust, mal was zu bauen und bin ganz spielerisch an diese Idee rangegangen.

Wie können wir uns deine Arbeit vorstellen? Entsteht erst die Geschichte und dann das Modell oder umgedreht?

Das ist ganz unterschiedlich. Bleiben wir beim Beispiel „Der Besuch“. Dort habe ich einen Raum gebaut. Die Grundidee war schon da: Durch einen Besuch soll sich in diesem Raum etwas verändern. Aber wer hier wen warum besucht und dass es ein Papierflieger werden würde, das alles hat sich erst beim Bauen ergeben. Genau anders herum war es bei meinem neuen Buch „Die Wette“. Dort hatte ich erst die Geschichte vor Augen und ging dann über zum kreativen Teil. Wenn du einen Herzensmenschen um dich hast, der einen absolut grünen Daumen hat und Pflanzen mehr als nur Wasser und Licht gibt, sich darin also selbst verwirklicht, dann ist das der beste Stoff für eine gute Geschichte. 

Kinderbuch = (Modellbau + Fotografie) x ganz viel Herzblut der Autorin. Foto: Antje Damm

Nun sehen wir bei dir immer öfters Holzfiguren und Streichholzschachtelwelten, erzähl doch mal.

Das hat sich so ergeben. Pandemiebedingt hat sich auch für mich der Arbeitsalltag verändert. Keine Lesereisen, wenig Kontakt zu Buchschaffenden und vor allem zu meinen kleinen Leser*innen. Der direkte Austausch fehlt mir sehr. Aber um das Beste aus der Situation zu machen, sind es manchmal die kleinen Impulse, die deinen Weg kreuzen und dich Neues ausprobieren lassen. Durch die verstärkte Zeit zuhause nutze ich nun zum Beispiel die Holzwerkstatt meines Mannes mit und baue Holzfiguren. Die Streichholzschachteln hingegen entdeckte ich in einem Workshop von @bauer.jutta. Ich erinnere mich auch an die erste: eine kleine Stadtlandschaft mit bunten Häusern und Auto. Da kam die Architektin in mir durch. Und plötzlich lösten diese kleinen Welten eine große Nachfrage aus. Es ist auch jetzt noch eine echte Herausforderung solch kleine räumlichen Schachteln zu bauen, aber ich mag diese Beschäftigung. Die lieben Rückmeldungen von Käufer*innen freuen mich wirklich sehr. 

Die Buchbesprechungen von der lieben @kinderbuecherei (Empfehlung!) haben mich neugierig gemacht. Die Kids ihrer Kita sind sehr aufmerksam beim Vorlesen und ganz schön klug dabei. Da wird auch schon mal bemerkt, dass dir bei „Füchslein in der Kiste“ Kleber daneben ging. Ganz schön pfiffig, oder?

Ja, darin erinnere ich mich gut und ich habe mich über diese Rückmeldung gefreut. Genau darum geht es mir auch. Ich möchte nicht erzieherisch schreiben und eine Botschaft aufdrängen. Ich möchte viel lieber sehen und erleben, was meine kleinen Zuhörer*innen denken, ich möchte sie zum Nachfragen ermutigen. Erst kürzlich erhielt ich einen Brief einer Grundschule. Die Kinder berichteten mir davon, was sie sich nach dem Lesen ausdachten und dazu bauen konnten. Ermutigen wir die Kinder: werde kreativ, frage nach, erschaffe etwas mit deinen eigenen Händen, ganz nach deinen Vorstellungen. Es muss nicht perfekt sein, sondern es soll einfach von dir sein. In dir stecken Geschichten und du kannst sie erzählen. Das liegt mir sehr am Herzen. 

Bei der Arbeit. Foto: Antje Damm

In einer Online-Lesung (#fazleserhelfen) erwähntest Du, dass viele Geschichten auf Deinen eigenen Kindheitserfahrungen beruhen. Das bringt uns auch zu der Frage, was Du selbst gerne als Kind gelesen hast?

Ich hatte tatsächlich viele Bilderbücher und habe gerne gelesen. Unsere Mama hat diese Bücherliebe sehr unterstützt. Eines davon hat mich nachhaltig beeindruckt: „Karline Ente“. Eine Frau namens Karline nimmt eine kranke Ente bei sich auf und kümmert sich ganz liebevoll um sie. Das ist die Geschichte. Das Besondere an diesem Buch ist, dass es ganz fein mit Tusche gezeichnet ist. Und damit ging es los: Ich wollte selbst zeichnen und das habe ich dann auch mit großer Begeisterung getan.

Wenn Du eine Zeitreise machen könntest, welche*n Autor*in und/oder Künstler*in hättest Du gerne mal getroffen und was hättest Du ihn / sie gerne gefragt?

Ganz eindeutig: Tomi Ungerer. Seine Werke faszinieren mich schon sehr lange, vor allem auch sein persönliches Leben, wie er zum Beispiel von New York aus aufs Land zog. Erst lebte er auf einer Farm im kanadischen Neuschottland, später in Irland und im Elsaß. Seine Illustrationen sind immer ehrlich, direkt, unverblümt – was man in seinem Buch „Heute hier, morgen fort“ wunderbar erfahren kann, in dem er sein Leben auf dem Land mit seinen Tieren beschreibt. Ich würde ihn gerne fragen, woher er den Mut nahm, das alles zu machen, plötzlich einen völlig anderen Weg an einem neuen Ort einzuschlagen. „Die drei Räuber“ sind eine klasse Einstiegslektüre, um daraus vorzulesen oder selbst zu lesen. Ich liebe seine Illustrationen und bewundere ihn grenzenlos. Sein Werk sollte Jeder kennen.

(Bildrechte: Antje Damm; Interview/Textrechte: Iris Birger)


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