Ben und Teo. Zwei sind einer zu viel

Zwillingsbrüder, viel Streit und genauso viel Zusammenhalt, viel Witz und etwas Magie – das sind die Zutaten in Martin Baltscheits amüsantem Kinderbuch über die Brüder Ben und Teo. Zwillingsbrüder, die ständig verwechselt werden und nie als eigenständige Person wahrgenommen werden. Es gibt nicht Ben und Teo, sondern immer nur das Doppelpack Ben&Teo. Und das nervt die beiden zunehmend mehr.

“Ben und Teo. Zwei sind einer zu viel” von Martin Baltscheit und Sandra Brandstätter (Illustrationen). Erschienen 2020 im Beltz & Gelberg Verlag. 128 S., ab 8 Jahre.

Ben und Teo sind begabt, clever und immer voller Ideen. Trotzdem haben die beiden – wie alle Geschwister – ständig Streit: Jeder möchte für seine Fähigkeiten und Leistungen, Stärken und Schwächen die Anerkennung der Eltern und Lehrer bekommen, möchte als einzigartig gelten, anstatt als ein Teil des Zwillingsteams zu gelten, dass immer nur zusammen glänzen kann. Als sie eines Tages auf dem Sperrmüll einen alten, ausrangierten Spiegel finden, haben sie plötzlich die Möglichkeit, in eine andere Welt zu gelangen – eine Welt, in der jeder von ihnen ein Einzelkind ist.

Zwilling zu sein ist nicht immer einfach.

Das kommt Ben und Teo absolut entgegen. Endlich können sie mit Hilfe des magischen Spiegels austesten wie es ist, Einzelkind zu sein – der eine in der Welt auf der einen Seite, der zweite auf der anderen Seite des Spiegels. Über den Spiegel bleiben die beiden aber weiterhin in Kontakt, tauschen sich aus und sind der Überzeugung, jederzeit wieder den ursprünglichen Zustand, zusammen in ihrer Familie zu leben, herstellen zu können.

Doch als der Vater irgendwann das alte Spiegelglas gegen ein neues ersetzt, ist die Verbindung der Brüder auf einmal gekappt und sie können nicht mehr in die Welt des anderen wechseln. Nur ein Spiegelmacher, der ebenfalls ein Zwilling ist, kann die beiden wieder zusammenbringen. Der stellt ihnen eine Aufgabe, die beide getrennt in ihrer jeweiligen Welt, aber dennoch gemeinsam erfüllen müssen. Nur so können die getrennten Welten wieder zusammen gebracht werden. Ob die beiden es schaffen? Denn trotz der vielen Differenzen, die sie haben, und den Vorzügen, die das Leben als Einzelkind mit sich bringt, sind sich die beiden doch näher als sie selber gedacht hätten und möchten nun nach der trennenden Erfahrung nicht für immer ohne den Zwillingsbruder leben.

Ben und Teo kämpfen damit, auch als Individuen wahrgenommen zu werden.

Nicht nur der Inhalt der Geschichte, auch der Aufbau des Buches ist auf die Zwillingssituation ausgerichtet: Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von einem der Brüder geschrieben, so dass dieselbe Situation aus verschiedenen Perspektiven geschildert wird. So bekommen wir einen Einblick in die unterschiedlichen Versionen der beiden Jungen, ihre Gedanken und Gefühle, aber auch, inwieweit sich ihr Denken und das, was sie sagen, unterscheidet. Manche Kapitel schließen im Handlungsstrang unmittelbar aneinander an, nur aus der jeweils anderen Sicht verfasst, während die letzten beiden Kapitel, in denen die beiden als Brüder und Zwillinge endlich wieder zueinander finden, aus einer gemeinsamen Perspektive heraus formuliert ist.

Die farbigen Illustrationen im Comicstil unterstreichen den Charakter der kurzweiligen, abwechslungsreichen Geschichte mit dichter Handlung und viel Wortwitz. Sie tragen durch ihren dynamischen Charakter und ihre Positionierungen – mal vollseitig, mal zwischen Textabschnitte eingefügt – dazu bei, dem Buch die zum Text passende Würze zu geben. Die Geschichte ist für Zwillinge sicher besonders amüsant, hat aber auch für alle anderen Kinder, ob mit oder ohne Geschwister, ihren Reiz. Sie erlaubt einen Einblick in eine Geschwisterkonstellation, die von dem Wunsch nach Individualität und für Geschwister üblichen Reibereien geprägt ist. Die scheinbar einfach Lösung aus dieser ausweglosen Situation, der magische Spiegel, bringt die beiden Jungen letztendlich nur näher zusammen, gerade weil er sie trennt, so dass die beiden Jungen am Ende erkennen, was sie eigentlich die ganze Zeit vor der Nase hatten: Dass es zusammen eben doch viel besser ist! Eine wunderbare Erkenntnis, die man vielen Geschwistern nur wünschen kann!

Doch wenn man plötzlich getrennt ist, merkt man, dass Zwillinge eben doch zusammen gehören.

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Vielen Dank, lieber Beltz & Gelberg Verlag, für dieses humorvolle Rezensionsexemplar – Werbung (Markennennung), unbezahlt und unbeauftragt

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